Ein Veilchen… / A violet…

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Ich liebe Gedichte.
Wenn ich an meine Kindheit denke, gibt es eine Fülle an Gedichten, die mir in den Kopf kommen.
Meine Eltern und ich verbrachten viele Urlaube in den Alpen mit langen Wanderungen – wenn es einem Kind dabei irgendwann langweilig wird, sind Gedichte eine wunderbare Unterhaltung.
Und das Gedichte-Repertoire meines Vater war schier unendlich (so kam es mir wenigstens vor :-)).

Ein Gedicht, das ich immer besonders traurig und ungerecht fand, war das vom bescheidenen, armen Veilchen:

Das Veilchen

Ein Veilchen auf der Wiese stand,
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin
Mit leichtem Gang
und munterm Sinn
Daher, daher,
die Wiese her und sang.

Ach! denkt das Veilchen,
Wär‘ ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt,
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach!

Das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm;
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb
und freut‘ sich noch:
Und sterb‘ ich denn,
So sterb‘ ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch.

Johann Wolfgang von Goethe
(von Mozart vertont)

I love poems.
This poem telling the sad story of the poor violet… was one that made me sad when I was a child. But I still liked it a lot:

The violet

A violet in the meadow stood,
with humble brow, demure and good,
it was the sweetest violet.
There came along a shepherdess
with youthful step and happiness,
who sang, who sang
along the way this song.

Oh! thought the violet, how I pine
for nature’s beauty to be mine,
if only for a moment.
for then my love might notice me
and on her bosom fasten me,
I wish, I wish
if but a moment long.

But, cruel fate! The maiden came,
without a glance or care for him,
she trampled down the violet.
He sank and died, but happily:
and so I die then let me die
for her, for her,
beneath her darling feet.

Poor little violet! It was the sweetest violet.

Johann Wolfgang von Goethe